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Mitglieder im Fokus
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Drei Fragen an Dr. Christiane Stahl, Leiterin der Alfred Ehrhardt Stiftung
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Blick in die Ausstellung "Modell-Naturen in der zeitgenössischen Fotografie" 2020 in der Alfred Ehrhardt Stiftung | © Eberle & Eisfeld
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Dass die Alfred Ehrhardt Stiftung 2002 gegründet wurde und sich seither der wissenschaftlichen Erschließung und öffentlichkeitswirksamen Vermittlung von Alfred Ehrhardts (1901–1984) Werk widmet, ist dem Sohn des Künstlers, dem Münchener Vermögensverwalter Dr. Jens Ehrhardt, zu verdanken. Hätte das Werk sonst in Vergessenheit geraten können?
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»In jedem Fall hätte Ehrhardts Werk bei Weitem nicht die Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhalten, die es Dank der Alfred Ehrhardt Stiftung bekommen hat. Ganz in Vergessenheit wäre sein Werk wohl nicht geraten, weil 2001 dank der Initiative von Gerd Schnakenwinkel von der Galerie GAFF eine umfassende Retrospektive in der Kunsthalle Bremen und im Kunstmuseum Bonn stattfand, zu der auch ein Katalog erschienen ist. Auch der Sekundärmarkt, allen voran Ann und Jürgen Wilde, hat Alfred Ehrhardt entdeckt, gesammelt und seit Anfang der 1980er Jahre ausgestellt, zuletzt 2024 mit einer Einzelausstellung in der Pinakothek der Moderne München. Auch meine Dissertation über Ehrhardt wäre ohne die Gründung der Alfred Ehrhardt Stiftung erschienen. Und das Werk hat einfach eine unglaublich hohe Qualität, die dem Fotomarkt nicht entgangen wäre. Dennoch: die Gründung der Stiftung war ein unglaublicher Glücksfall. Nur so erhält Alfred Ehrhardts Gesamtwerk, zu dem auch Gemälde und Filme gehören, die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt.«
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Das Ausstellungsprogramm der Stiftung zeigt vielfach zeitgenössische Fotografie und Medienkunst. Wie könnt Ihr damit eine Verbindung zu Alfred Ehrhardt schaffen?
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»Es stand von Anbeginn fest, dass die Stiftung nicht nur Alfred Ehrhardts Arbeiten zeigen wird, sondern diese auch in den Kontext mit zeitgenössischer Fotografie stellt. Gerade dieser Anschluss an die Gegenwart bezeugt die zeitlose Relevanz seines Werks. Das haben viele Künstler, die wir ausgestellt haben, bestätigt, darunter auch diejenigen, die auf der Basis unseres Fotoarchivs eine neue Arbeit konzipiert haben, wie etwa Isabelle Le Minh oder Joan Fontcuberta. Ich habe für das Ausstellungsprogramm eine Fokussierung auf das Thema „Natur“ entwickelt, weil Landschaften und Naturgegenstände einen Schwerpunkt in Ehrhardts fotografischem Werk bilden. Meiner Erfahrung nach sorgt eine thematische Konzentration für weniger Beliebigkeit in der Auswahl der Künstler und Erstellung der Konzepte. Dabei ist das Thema „Natur“ sehr weit gefasst, die zeitgenössischen Positionen können sich auch beispielsweise mit den „Konstruktionen des Natürlichen“ auseinandersetzen oder mit den Schnittmengen zwischen Kunst und Naturwissenschaft. Insofern haben wir uns mit dem Thema „Anthropozän“ schon vor 20 Jahren auseinandergesetzt. Diese selbst auferlegte Begrenzung nimmt allerdings nicht weg, dass wir ab und zu auch andere Serien streifen, wie die Skulpturen- und Industriefotografie, oder auch Ehrhardts malerisches und filmisches Werk vorstellen.«
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Neben den Galerieräumen der Stiftung in der Berliner Auguststraße und dem Alfred Ehrhardt Haus in Triptis wird nun als dritter Standort ein „Museum Ehrhardt“ im mecklenburgischen Plüschow entstehen. Was ist hier geplant? Wird die Stiftung in Zukunft auch hier Ausstellungen zeigen können?
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»Ja, so ist es geplant und das halte ich nicht nur aus inhaltlichen, sondern auch aus finanziellen Gründen für vernünftig. Die Baugenehmigung wurde erst kürzlich erteilt und nach dem Spatenstich am 25. Oktober 2025 können wir auch mit den inhaltlichen Planungen etwas mehr ins Detail gehen. Das Ehepaar Ehrhardt hat am Standort Plüschow teilweise ihre Wurzeln, und aus dieser persönlichen Verbundenheit heraus soll das Museum zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft im ländlichen Raum beitragen. Auf dem Areal befindet sich mit dem Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow bereits eine etablierte Kulturinstitution vor Ort – ein idealer Nachbar. Architekt ist der Pritzker-Preisträger Francis Kéré, der für die Nutzung von nachhaltigen und lokalen Materialien und Techniken bekannt ist. Sein Entwurf greift regionale Bauweisen auf und fügt sich behutsam in die Umgebung ein. Das Museum mit einer Nutzfläche von 1.400 m² wird neben den Ausstellungsräumen ein Museumscafé, ein Auditorium für Veranstaltungen, einen Dachgarten sowie Zugang zu einem Garten erhalten, der in Anlehnung an den einstigen Barockgarten des Schlosses errichtet werden soll. Man darf gespannt sein!«
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